Osteopathie / Manuelle Medizin


Manuelle Medizin als alte Volkskunst entwickelte sich besonders in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer umfassenden, funktionellen Betrachtungsweise von Störungen am Haltungs- und Bewegungsapparat. Der Arzt verfügt hierbei über eine diagnostische Methode, mit deren Hilfe dort kleinste Funktionsstörungen erfasst und beurteilt werden können.

Im menschlichen Körper als eine Einheit stehen Struktur und Funktion in enger wechselseitiger Beziehung. Veränderungen im Zusammenwirken von Muskeln und Knochen beeinflussen den ganzen Körper und wirken sich negativ auf seine Selbstheilungskräfte aus. Neben manifesten Funktionsstörungen gibt es reversible, d.h. umkehrbare Störungen. Die zum jeweiligen Gelenk gehörende Muskulatur ist entsprechend der eingeschränkten Bewegungsrichtung verspannt, dem Gelenk segmental zugeordnete Gewebe (Bindegewebe -, Nerven, innere Organe) sind unterschiedlich stark beeinträchtigt. Auch die Psyche kann davon betroffen sein, zumal über unser zentrales Nervensystem vermittelte Beschwerden fern dem ursprünglichen Schadensort auftreten können. Nur eine ganzheitliche Betrachtung mit exakter Schmerz- und Funktionsanalyse erlaubt meist eine Zuordnung zur ursprünglichen Störung.

Zwei für den Körper sehr wichtige Gelenke, das Kopfgelenk, bestehend aus Hinterhauptbein, Atlas und Axis, und das Kiefergelenk betreffen besonders das HNO-Fachgebiet. Beide Gelenke sind mit einer hohen Rezeptoren - = Messfühlerdichte versehen. Man nimmt etwa 400 Messfühler pro Gramm Gewebemasse an. Hier auftretende Funktionsstörungen wirken sich in aller Regel auf den ganzen Körper aus. Sie führen so nicht nur zu lokalen, das eng benachbarte anatomische Gebiet betreffende Störungen und Krankheiten, sondern auch zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen im ganzen Körper.

Diesbezgl. Diagnostik erfordert deshalb nicht nur eine eng anatomisch begrenzte Sicht der Störung, sondern verlangt auch eine den Tellerrand überschreitende Sichtweise. Bei craniomandibulärer Dysfunktion (CMD = funktionelle Kiefergelenkerkrankung) beispielsweise ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden erforderlich.

Manuelle Medizin ist weder eine Wunderwaffe noch eine in der Psyche wirkende symbolische Handlung. Die auf den Patienten individuell abgestimmte Therapie mehrerer sich ergänzender Techniken, z.B. Craniosakraltherapie, Reiki, Kinesiologie, Muskelenergietechnik, Positional Release Technik, löst Spannungen und Blockaden. Ziel der Therapie ist es, einen ungestörten reibungslosen Funktionsablauf wieder herzustellen.

Eines geht allerdings nicht: niemand wird jünger, altersbedingte Veränderungen lassen sich nicht beseitigen.


Dr. Klaus Brill